Samstag, 12. November 2016

Rassekatze oder Rassemix ? || Wert einer Katze

Immer öfter sieht man "Rassemixe" die zum Verkauf stehen. Für diese "Rassemixe" ist ein viel höherer Kaufpreis ausgeschrieben, als für "Bauernhofkätzchen". Warum ? Auf dem ersten Blick sieht man eigentlich keinen Unterschied zwischen beiden Tieren, der Unterschied ist der Preis. Zu aller erst brauch man für solch ein Thema meistens eine Begriffsdefinition.


Definition Rassekatze: Eine Rassekatze ist eine Katze, die die äußerlichen Merkmale einer bestimmten Rasse vereint und den Rassestandart erfüllt. Die Rassezugehörigkeit und die Reinrassigkeit kann man aber nur mittels Abstammungsurkunde ( Stammbaum) nachweisen.

Definition rasseähnlich: Man darf eine Katze nicht als reinrassig bezeichnen, wenn man dafür keinen Nachweis hat. Der Nachweis ist wie oben beschrieben der Stammbaum. Ohne Stammbau ist dieses Tier kein Rassetier sondern ein rasseähnliches Tier. - Die eigentliche Rassebezeichnung ist dann die europäische Hauskatze.

Definition Rassemix:  Als Mixe werden Tiere bezeichnet, die aus 2 unterschiedlichen Rassekatzen oder rasseähnlichen Katzen entstanden sind. Man weiß bei diesem Tier, wenn für beide Elterntiere keine Stammbäume vorhanden sind nicht, welche Rassezugehörigkeit es hat. Grundsätzlich sind diese Rassemixe, wie sie gern bezeichnet werden, Hauskatzen die einer Rasse ähneln und somit rasseähnlich und ein "look-a-like" sind.

Was ist nun eine Hauskatze? Die Fachsprache der Züchter und Zuchtverbände schränkt den Begriff Hauskatze auf Tiere mit breiter Vielfalt von Wuchstypen und Fellfarben ein, die keiner bestimmten, durch mehrjährige gezielter und dokumentierter Züchtung entstandenen Katzenrasse angehören. [Wikipedia]

Somit dürften nun auch alle Fragen beantwortet werden, von Denjenigen die in manchen Facebookgruppen immer die Frage stellen: "Welche Rasse steckt in meiner Katze?". "Was für eine Rasse ist mein Tier ?"-  Die Antwort für all solche Fragen: So lange du keinen Stammbaum für dein Tier hast -> Hauskatze ! 

Natürlich lassen sich Tiere besser verkaufen, wenn man Ihnen eine Rasse zuschreibt. Wie sehe das auch aus, wenn man für eine Hauskatze 400 Euro verlangt ? Das würde natürlich keiner ausgeben, weil ein Rassemix als viel wertiger angesehen wird in der heutigen Gesellschaft.

Auch wenn Ihr eine Anzeige seht, in der steht dass 2 reinrassige Briten gepaart wurden und dies nun reinrassige BKH-Kitten sind, sind diese es nur mit einem Stammbaum- Das ist kein Dokument was man nicht braucht weil es im Schrank verstaubt, sondern ein amtlichen Dokument, aus dem ersichtlich ist, ob in der Zuchtlinie schon Erbkrankheiten vorhanden sind, ob die Urgroßeltern Auffälligkeiten haben. Für Züchter ist Dieser noch wertvoller als man auf dem ersten Blick denken mag.

In den bekannten Kleinanzeigenportalen findet man aber auch immer wieder kuriose Kreuzungen. Der Brite wird als sehr ruhig und ausgeglichen beschrieben. Der Bengale als sehr aktiv, agil und zart. Die Rassestandarts beider Rassen könnten nicht weiter auseinander liegen > Wieso verpaart man also diese beiden reinrassigen Katzen? Weil es den erwünschten Profit bringt. Die Tiere die daraus entspringen sehen aus wie normale Hauskatzen, getigert und dünn- und keinesfalls sehen Sie nach Bkh aus.  Jedoch kann man Sie teurer verkaufen, weil Sie aus einer "Rasseverpaarung" entspringen und die "Rassetiere" haben ja genug Geld gekostet.

Sehr bekannt sind die Kreuzungen aus Perser und Norwegischer Waldkatze. Beide Rassen liegen wieder sehr weit auseinander. Das Einzige was Sie gemeinsam haben ist die Felllänge. Wenn man nun die Kitten als Norweger/Persermixkitten verkauft, kann man natürlich viel mehr Geld verlangen.

Solche dubiosen Anzeigenersteller, sind nichts als Vermehrer.Vermehrer denken nicht darüber nach welches Zuchtziel ( Ausmerzung von Erbkrankheiten, Einhaltung und Verbesserung vom Rassestandart, Rasseerhalt etc. ) sie verfolgen, da Sie kein Zuchtziel haben. Sie setzen Kater A auf Katze B und denken nicht an Blutgruppenunverträglichkeiten, Fell,- Farbzeichnung etc. Zudem machen Sie keine Gesundheitsvorsorge,die ordentlich Geld kostet und Sie füttern meist das billigste was es gibt um den Gewinn höher zu gestalten.
Vermehrer sind dementsprechend Menschen, denen das Tierwohl egal ist und der Profit mehr wert ist, als gesunde Katzen.

Warum gibt es überhaupt noch solche Anzeigen und warum haben Vermehrer immer noch die Chance Kitten, die Hauskatzen sind, so teuer zu verkaufen?

In der heutigen Gesells

chaft ist es leider immer noch so, das Rassetiere eine Art Statussymbol sind. Es gibt ganz viele Menschen, die sich Rassetiere beim seriösen Züchter kaufen, einfach weil Sie die Rasse toll finden. Aus diesem Grund zog Kenai bei uns ein - als reinrassiger Britenbär mit Stammbaum.

Jedoch ist es kein Statussymbol eine Hauskatze zu haben, die nach einem kleinen süßen, getigerten Etwas aussieht. Das Wort Hauskatze ist so negativ behaftet,dass es auch immer schwerer wird Kitten aus dem Tierheim zu vermitteln, weil viele darauf Wert legen ein Rassetier zu haben.

Wer ein Rassetier haben möchte, sollte aber darauf aus sein, dass das Tier und die Elterntiere gesund sind. Dass der Züchter ein Seriöser ist und der Liebhaber sollte natürlich auch den Preis für eine Rassekatze zahlen.

Wenn es jedoch Vermehrer gibt, die Hauskatzen unter falschem Namen, für 400/500 Euro verkaufen - warum sollte man sich denn ein "teures" Tier vom Züchter kaufen? Es gibt sie doch viel günstiger-Ist zwar ein Mix, aber man kann behaupten einen Rassemix daheim zu haben. Jedoch ist vielen nicht bewusst dass die Züchter zu 99% minus machen. Wenn ihr euch einmal ausrechnet, was die ganze Gesundheitsvorsorge, das Decken, die Verpflegung von Muttertier und Kitten, sowie die Fachlektüre kosten, könnt  Ihr euch vorstellen, dass dies nicht nur die Kosten von 700 Euro für ein Kitten gedeckt wird.
Da aber Vermehrer so etwas nicht machen, meist das billigste Futter geben und überhaupt keine Gesundheitsvor,- und Nachsorge durchführen, machen diese natürlich ordentlich Gewinn.

Dann gibt es noch die Vermehrer, die neue Rassen erfinden. "Persa"-Babys oder "Mähkong"-Kitten. Kennt ihr diese Rassen ? Ich jedenfalls nicht. Natürlich weiß man was damit gemeint ist, jedoch scheint der Verkäufer die eigenen "Rassekatzen" ( Hauskatzen) nicht zu kennen. Finger weg von solchen Anzeigen!

Doch nur weil ein Tier keiner bestimmten Rasse angehört, ist es doch nicht weniger wertvoll? Gizmo ist seit 3 Jahren ein Teil unserer Familie. Er ist eine Hauskatze, die langes Fell hat. Er gehört aber keine Rasse an. Nichts desto trotz ist er ein Familienmitglied. Warum sollte man dann nicht dieselbe teure OP für ihn durchführen lassen, wie für Kenai ? Weil er nicht so "wertvoll" ist?
Tiere sind keine Goldbarren, die man in schlechten Zeiten für viel Geld verkaufen kann.

Jedoch sind Tiere Lebewesen, die nicht eigenständig Handeln können. Katzen sind Lebewesen die nicht selber entscheiden können, ob das Futter gesund ist oder eine Zuckerpampe. Sie können nicht wissen was richtig oder falsch ist. Wenn Sie an dem Sofa kratzen, muss man es Ihnen abgewöhnen. Und das Tier nicht einfach weggeben - Leider sind Tiere, in der heutigen Gesellschaft, was eine Wegwerfgesellschaft voller Kapitalismus ist, nicht mehr so viel wert wie sie es einmal waren, wenn man nicht von Anfang an sehr viel Geld für Sie ausgegeben hat.


Wie könnt ihr Vermehrerei verhindern?
- Ratet jedem ab vom Vermehrer zu kaufen. Wenn es kein Rassetier sein muss, schickt eure Bekannten ins Tierheim. Dort warten viele Seelen auf ein neues Zu Hause.
Wenn Ihr oder eure Bekannten jedoch ein Rassetier haben wollt, schaut dass es ein seriöser Züchter ist, der euch keine dubiosen Mixe verkaufen möchte. Das Tier und die Eltern sollte einen Stammbaum haben, die Eltern auf HCM und PKD getestet worden sein und das Kitten sollte über ein Gesundheitszeugnis verfügen. Fragt den Züchter über die Vereinszugehörigkeit aus und informiert euch über den Verein. Und vor allem sollte man als Liebhaber der Rasse, auch ein Gefühl für den Preis haben. Wenn man das Geld nicht für einen Liebhaberpreis hat, sollte man sich lieber ein Tier aus dem Tierheim holen, und das übrige Geld für Tierarztbesuche an die Seite legen.

Jedes Tier hat einen Wert - nicht materiell,sondern viel mehr auf emotionaler Basis. Katzen sind sehr dankbare Tiere. Sie kennen keinen "Protest" oder "Missgunst". Wenn es Probleme mit dem jeweiligen Tier gibt, ist meist der Besitzer, seine Einstellung und Erziehung Schuld. Das Tier kann nur in den seltensten Situationen etwas dafür. - Ist jedoch meist der Leidtragende.

Fakt ist: Jeder Mix, und jede Katze ohne Stammbaum ist eine ganz, normale Hauskatze die einer Rasse ähnlich ist. Man darf sie somit auch nicht als Rasse bezeichnen. Und trotzdem ist sie auf emotionaler Basis wertvoller als alles Geld der Welt!-


Teil 2 der kleinen Reihe "Wert einer Katze" wird sich mit den tollsten Ausreden beschäftigen. Über die einen kann man nur den Kopf schütteln, über die anderen herzhaft lachen.





2 Kommentare:

Ecki hat gesagt…

Perfekt beschrieben... finde ich gut DICKES LOB

Alltagauf4Pfoten hat gesagt…

Vielen Dank, Ecki!